Vor 25 Jahren
Von Peter E. Uhde
Für
die Bundesrepublik Deutschland und die Nordatlantische Allianz war
der 1. Juli 1988 ein
bedeutender
Tag. Erstmals wurde ein deutscher Politiker Generalsekretär der NATO.
Am 11. Dezember 1987 erfolgte die Wahl von Verteidigungsminister
Manfred Wörner ins höchste Amt des Bündnisses. Bis zum 18. Mai 1988
blieb er noch auf seinem Posten auf der Hardthöhe, um Mitte des
Jahres den Briten Baron Peter Carington abzulösen. Seine Amtszeit war
gekennzeichnet vom Ende des Kalten Krieges und den sich daraus
ergebende Umstrukturierungen des westlichen Verteidigungsbündnisses.
Manfred Wörner wurde am 24. September 1934 in Stuttgart geboren. Er
studierte Rechtwissenschaften, macht beide juristische Staatsexamen
und promovierte über das Thema: „Strafgerichtsbarkeit über Truppen auf
befreundetem Staatsgebiet“. Als Mitglied der CDU wurde er 1965 in den
Bundestag gewählt. Der
sportliche Politiker interessierte sich sehr für Sicherheits- und
Verteidigungspolitik. Als Hauptmann der Reserve erwarb er den
Pilotenschein und flog den Starfighter und andere in die Luftwaffe
eingeführte Flugzeuge. In seiner politischen Karriere wurde immer
deutlicher, dass die Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik
seine Betätigungsfelder sein werden. Als Vorsitzender Arbeitsgruppe
Verteidigung der CDU/CSU im Bundestag und ab Oktober 1979 als
Vorsitzender des Verteidigungsausschusses bemühte er sich in allen
Fragen der Sicherheitspolitik, dieses Gremium aktiv am
sicherheitspolitischen Geschehen zu beteiligen.
Er war überzeugter Atlantiker und plädierte immer für die intensive Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten. Die Kooperation mit Frankreich wurde dabei aber nicht vernachlässigt.
Im Herbst 1982 kam es zum Regierungswechsel und Manfred Wörner übernahm im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl das Verteidigungsressort von Hans Apel (SPD). 1984 geriet er in eine politische Krise, die ihm fast das Amt gekostet hätte. In der sogenannten „Kießling-Affäre“ hielt der Bundeskanzler aber zu seinem Verteidigungsminister. Später stellten sich die Anschuldigungen gegen Günter Kießling als falsch heraus und der General wurde rehabilitiert und mit dem Großen Zapfenstreich durch den Minister Ende März 1984 in den Ruhestand verabschiedet.
Die Planungen der Bundeswehr für die neunziger Jahre, die Abrüstungsinitiativen der USA und der Sowjetunion sowie die sicherheitspolitische Annäherung an Frankreich waren die Schwerpunkte seiner Arbeit, bis er das Amt des NATO-Generalsekretärs übernahm.
Im ersten Jahr seiner Amtszeit als Generalsekretär fielen der Eiserne Vorhang und die Mauer. Die NATO musste sich den neuen politischen Gegebenheiten anpassen. Der Warschauer Pakt löste sich 1994 auf. Den Staaten wurden „regelmäßige Beziehungen mit der NATO“ angeboten. Eine Ausdehnung nach Osten, die Mitgliedschaft von mittel- und osteuropäischen Staaten in der NATO schloss er aber aus. Seine letzte politische Bündnisentscheidung war das Konzept der „Partnerschaft für den Frieden“. Den Einsatz von NATO-Truppen beim Bürgerkrieg auf dem Balkan erlebte er schon von Krankheit gezeichnet. Ab April 1994 trat er nicht mehr in der Öffentlichkeit auf. Nach mehreren Operationen starb Manfred Wörner neunundfünfzigjährig am 13. August in Brüssel.
Am 23. August 1994 fand im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn für den Generalsekretär der Nordatlantikvertrags-Organisation und den Vorsitzenden des Nordatlantikrates und ehemaligen Bundesminister der Verteidigung Manfred Wörner ein Staatsakt statt. Bundeskanzler Helmut Kohl, Verteidigungsminister Volker Rühe und der amtierende Generalsekretär der NATO, Botschafter Sergio Balanzino hielten Ansprachen. Bundeskanzler Kohl schloss seine Gedenkrede: „Ich selbst verliere einen politischen Weggenossen über viele Jahre und einen guten Freund. Unser Land und die deutsche Bundeswehr sind Manfred Wörner zu großem Dank verpflichtet. Manfred Wörner hat sich um das Vaterland verdient gemacht“.
An Manfred Wörner erinnern Stipendien, Seminare, Stiftungen und Verdienstmedaillen. Den Namen seiner Frau, die im Juli 2006 verstorben ist, trägt die „Elfie-Wörner-Stiftung“. Sie hatte sich als Mitglied des Bundeswehr-Sozialwerks besonders für „Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“ engagiert.