Stiftung des Eisernen Kreuzes 1813
Am
10. März jährt sich zum 200. mal jener Tag, an dem die wohl bedeutendste
und bekannteste Auszeichnung der deutschen Geschichte, das Eiserne Kreuz
gestiftet wurde. In den Befreiungskriegen
1813
versuchte Preußen sich von der französischen Fremdherrschaft zu
befreien. Die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht in Preußen und die
Stiftung eines Ordens für Soldaten aller Dienstgrade waren zwei
entscheidende Faktoren, die zu Napoleons Niederlage in der
Völkerschlacht bei Leipzig und letztlich zu seiner Abdankung als Kaiser
führten.
In den Befreiungskriegen
„In der jetzigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland Alles abhängt, verdient er kräftige Sinn, der die Nation so hoch erhebt, durch ganz eigenthümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden.“ So beginnt die Urkunde über die Stiftung des Eisernen Kreuzes (EK), die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. unterzeichnet ist. Der 10. März als Stiftungstag ist eine Rückdatierung zur Erinnerung an den Geburtstag seiner verstorbenen Ehefrau Luise, der auch posthum das erste Eiserne Kreuz verliehen wurde. Mit dem Befreiungskrieg beginnt also die Geschichte des bekanntesten deutschen Ordens. Im königlichen Stiftungserlass heißt es u.a. „Die nur für diesen Krieg ausgegebene Auszeichnung des Verdienstes Unserer Unterthanen um das Vaterland ist das Eiserne Kreuz von zwei Klassen und einem Großkreuz“.
Erster Entwurf vom König
Die künstlerische Umsetzung in die Ordensform macht Karl Friedrich Schinkel, der preußische Architekt und Bildhauer. Der Geist der Befreiungskriege spiegelt sich in der Stiftung, der Schlichtheit des Ordens und letztlich in der Verleihung an alle Soldaten wider. Ohne Unterschied im Rang werden Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere ausgezeichnet. Sechs Großkreuze, etwa 700 I. Klasse und etwa 15.000 II. Klasse wurden während der Befreiungskriege verliehen. Jeder zwanzigste Teilnehmer im Kampf gegen den französischen Eroberer erhielt die Auszeichnung. Etwa 9.000 wurden direkt ausgehändigt, die übrigen Träger mussten warten, bis ein Ordensträger verstorben war und die an den Staat zurückgegebenen Eisernen Kreuze erneut ausgegeben werden konnte. Preußen war arm und musste sparen. Das führte dazu, dass erst 1839 die letzten Kriegsteilnehmer das ihnen verliehe EK ausgehändigt bekamen.
Als einzige Frau wurde Auguste Krüger, die im 9. Regiment die Befreiungskriege mit machte, mit dem EK ausgezeichnet. Sie wird später noch zum Unteroffizier befördert.
2. Stiftung 1870, 3. Stiftung 1914 und 4. Stiftung 1939
Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde das EK wieder verliehen. Es blieb in seiner Form gleich, nur das Stiftungsjahr auf der Vorderseite in 1870 geändert. Auch Angehörige nicht preußischer Armeekontingente wurden damit ausgezeichnet.
Die
dritte Stiftung erfolgte zu Beginn des Ersten Weltkrieges am 5. August
1914 durch den deutschen Kaiser Wilhelm II. An die rund 13 Millionen
Soldaten und das Zivilpersonal der Weltkriegsarmee wurden etwa 5,5
Millionen des Eisernen Kreuzes verliehen. Damit erhielt fast jeder
dritte Kriegsteilnehmer diesen Orden. Im Ersten Weltkrieg verwendete die
Armee das Eiserne Kreuz auch als Erkennungszeichen an Kampffahr- und
Flugzeugen. Eine Besonderheit war die Auszeichnung mit dem Eisernen
Kreuz durch Kaiser Wilhelm für den Kleinen Kreuzer Emden. Alle weiteren
Schiffe dieses Traditionsnamens trugen das Eiserne Kreuz am Bug bzw.
mittschiffs unterhalb der Brücke.
In der Weimarer Republik war das Eiserne Kreuz Hoheitszeichen in der Flagge des Reichswehrministers und bei der Reichswehr.
Die vierte Stiftungserneuerung erfolgte 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Eine vierte Stufe kam hinzu, das Ritterkreuz des EK, zuletzt in fünf Stufen: Ritterkreuz, RK mit Eichenlaub, RK mit Eichenlaub und Schwertern, RK mit Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten und Großkreuz.
Das Eiserne Kreuz als nationales Hoheitszeichen
Seit
Aufstellung der Bundeswehr hat das Eiserne Kreuz eine besondere Rolle
und Funktion für die Streitkräfte. Es schmückte als einzige Dekoration
die Kraftfahrzeughalle in der Ermekeilkaserne in Bonn, in
der
die ersten 101 Soldaten der neuen Streitkräfte durch den Bundesminister
für Verteidigung Theodor Blank ernannt wurden. Es war der 12. November
1955, der 200. Geburtstag des preußischen Heeresreformers Gerhard von
Scharnhorst. In seiner kurzen Ansprache erinnerte Blank an die
ursprüngliche Stiftungsidee des Ehrenzeichens in den Befreiungskriegen.
„Am Anfang allen demokratischen Staatsbewußtseins steht die
Entschlossenheit, Freiheit und Recht zu wahren und sie, wenn nötig, mit
der Waffe zu verteidigen...“ Mit Anordnung des Bundespräsidenten vom 1.
Oktober 1956 wird das Eiserne Kreuz als Erkennungszeichen für Luft- und
Kampffahrzeuge der Bundeswehr in Form eines schwarzen Kreuzes mit weißer
Umrandung bestimmt.
Schon 1814 erhielten alle Fahnen und Standarten der preußischen Armee, die vor dem Feinde gewesen waren, das Eiserne Kreuz für die Fahnenspitze verliehen. Seit Stiftung der Truppenfahnen für die Bundeswehr 1965 ziert die Form des Eisernen Kreuzes in einem ovalen Eichenkranz die Spitze des Fahnenstockes der Truppenfahnen.
Peter E. Uhde